1992 gegründet als Klubveranstaltung, die experimentelle Musik zum Tanzen anbot, entwickelte sich Maos Rache im Laufe der Jahre zu einer Institution der Nürnberger Undergroundszene, die weit mehr war als eine Extremdisco. Musik mischte sich mit verschiedenen Kunstformen, es gab Konzerte und Happenings, klandestine Sommersausen und Winterkeller. Maos Rache steht für den wilden Mix unterschiedlichster Musikstile mit Exzessgarantie. Dazu witzige Flyer, kunstvolle Raumgestaltungen, schräge Mottos, ekstatisch Feiernde. Eine Party für Minderheiten, jede Ausgabe ein Unikat.

Maos Rache ist ein Klub für musikalische Grenzüberschreitungen. Sie versucht, etwas nach vorne zu bringen, auf die Spitze zu treiben, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dabei gelten bestimmte Grundsätze: Anti-Mainstream, extreme Stilmischungen, radikale Rhythmenwechsel, Störung der Erwartungshaltungen, Lust an Neuem.

Die Homebase war 25 Jahre lang das Stadtteilzentrum DESI in Nürnberg. Vor wenigen Jahren wurde Maos Rache zu Grabe getragen. Beerbt wurde sie vom radikalen DJ-Team Maos Rache Soundsystem.

Interview

mit Hartl (Maos Rache)

aufgenommen am 14.10.2019 in Berlin-Neukölln

: Maos Rache bezeichnet sich als „Klub für musikalische Grenzüberschreitungen“ und verschreibt sich der „Gegenkultur“. Was verstehst Du darunter?

Zur 40-Jahre-Feier der Desi, dem Kulturzentrum in Nürnberg, war ich als Vertreter von Maos Rache zu einem Podium eingeladen mit der Frage, welche Rolle Subkultur heute überhaupt noch spielt. Nürnberg bewirbt sich gerade für die Europäische Kulturhauptstadt 2025 und es ging darum, was die Subkultur dazu beitragen kann bzw. wie sie zu dieser Bewerbung steht. Auf diesem Podium habe ich die absolute Aussenseiter-Position vertreten, weil ich gesagt habe, dass ich mich nicht als Vertreter der Subkultur sehe, wenn überhaupt ist, das, was meine Arbeit ausmacht, Gegenkultur. Zwischen diesen beiden Begriffen will ich unterscheiden. Mit den Projekten, die wir als Maos Rache gemacht haben, geht es uns darum Sand im Getriebe zu sein, etwas gegen die Verhältnisse zu setzen, nicht zu schauen, wo die Gelder herbekommen. Ich sage, Kunst, die sich verkauft oder professionalisiert sein will, ist keine Gegenkultur. In dem Moment, wo ich darüber nachdenke nach Geld von Institutionen zu fragen, fange ich schon an mich zu verkaufen. Da habe ich eine ganz klare Gegenposition. Wir wollen nicht Teil dieser Gesellschaft sein, wir müssen ausserhalb stehen. Ich bin selber kein Künstler, eher Vermittler, und sehe das, was ich tue als antikapitalistische, anarchistische Arbeit gegen die Verfasstheit der Gesellschaft an. Mit dieser Haltung kann ich nicht damit anfangen, Kunst verkaufen zu wollen. Ich bin deswegen als Einziger absolut dagegen, dass wir uns überhaupt Gedanken darüber machen, Gelder von der Stadt für diese Bewerbung abzuschöpfen, damit etwas für uns und unsere Projekte übrig bleibt. Diese Haltung hat sich in meinem eigenen Werdegang entwickelt.

Ich habe nicht mit Anfang 20 den Plan gefasst, mich in diese Richtung zu entwickeln. Es fing damit an, dass ich mich für linksradikale Politik interessiert habe, aber immer eine Affinität zur Kunst gehabt habe. Ich war zwar in einer kommunistischen Organisation, aber das hat mich nicht glücklich gemacht, weil ich die Verbindung zur Kunst vermisst habe. Etwa 1992 ist deswegen Maos Rache entstanden. Die Idee war, einen Clubabend zu veranstalten, auf dem wir nur schräge, nicht mainstream-konforme Musik auflegen wollten. Mein Ansatz war immer, Gleichgesinnte dazuzuholen und kollektiv zu arbeiten. Als sich uns andere Künstler angeschlossen haben und wir nicht mehr nur Musik gemacht haben, haben wir zusammen überlegt, wie wir unsere Idee auch visuell umzusetzen. Je mehr Leute dazukamen, desto spannender wurde es. Es darf keiner dastehen und sagen, das ist meine Idee und so soll sie verwirklicht werden, sondern wenn jemand eine Idee hat findet er andere, die sich ihr anschliessen und es kommen andere dazu, die wieder ihre Ideen mit einwerfen. Ursprünglich habe ich als Einzelperson angefangen, dann kamen immer mehr andere dazu. Es gab nie ein Konzept, sondern eine jahrelange Entwicklung.

Es muss sperrige, herausfordernde Kunst sein, das ist das erste Kriterium. Es darf nichts sein, was die Leute schon kennen, es muss ihnen immer vor den Kopf stossen. Es muss immer etwas Neues sein und wenn das Neue schon wieder im Mainstream angekommen ist, ist es Zeit damit aufzuhören. Bzw. ist Mainstream schon zu hoch gegriffen, sobald z.B. andere Künstler oder Clubs anfangen das gleiche zu tun, geht es darum, sofort wieder etwas Neues zu machen. Ich will immer eine Art Avantgarde sein. Ich habe mich immer im Experimental-Bereich umgeschaut, habe Veranstaltungen mitorganisiert, die Künstler konnten bei uns übernachten, bin mit ihnen ins Gespräch gekommen, sie haben uns wieder von neue Sachen erzählt. Der Austausch war mir immer wichtig, aber auch immer Vorne dran sein, bei dem was andere noch nicht kennen und was sie verstört. Das ist mein Ansatz an interessante Kunst. Wichtig dabei ist, dass sie nie in irgendeiner Weise kommerziell sein darf. Für mich war es nie im Interesse Geld damit zu verdienen oder Künstler zu veranstalten, die für mich nicht nachvollziehbare Gagen wollten. Dadurch, dass wir uns immer wieder geöffnet haben, neue junge Leute dazukamen und wir die Auseinandersetzung mit anderen geführt haben, wurde die Kunst immer wichtiger für unser Projekt.

: Warum der Name „Maos Rache“?

Maos Rache war eine Eingebung, die ich irgendwann nachts hatte. Ich habe einen Namen gesucht, die Veranstaltung, an der ich mutorganisiert hatte, hiess Lauschangriff. Das hat natürlich mit meiner politischen Sozialisation zu tun. Mao spielt in der radikalen Linken eine besondere Rolle, er ist sehr umstritten. Anfang der 1990er war die postmoderne Idee sehr verbreitet, mit Sachen zu spielen, die nicht eindeutig sind. Jede Person kann etwas anderes hineininterpretieren. Mao ist eine linke Ikone, etwas was ich total ablehne. Kulturell war er eindeutig ein Reaktionär. Dieser Person wollten wir unterstellen, die experimentellsten Sounds zu präsentieren. Ein kompletter Widerspruch. Die Maoisten konnten nichts damit anfangen und haben uns angefeindet, und die, die Mao als Massenmörder gehasst haben, haben uns seiner Verherrlichung bezichtigt. Das hatte eine witzige Beinote, dass sich fast alle Linken echauffiert haben und die, die nichts mit der linken Szene zu tun haben, kamen immer wieder mit der Frage, warum wir Mao benutzen. Das haben wir bis heute nicht aufgelöst, es bleibt offen. So haben wir mit den Flyern und Plakaten gespielt, dass wir Zitate von Mao behauptet haben, dass er z.B. den DJs bestimmte Aufträge gegeben hat, wie sie spielen sollen. Wir haben immer wieder seine Texte verändert und benutzt. Der Name ist für mich durch diese Nicht-Eindeutigkeit bis heute frisch geblieben. Noch heute macht es Spass mit ihm zu arbeiten.

: Warum ist Nicht-Eindeutigkeit für euch wichtig?

Im politischen und im Namen sind wir nicht eindeutig lesbar. Allerdings hat sich Maos Rache immer klar positioniert, was unsere Grundlagen betrifft. Selbstverständlich sind wir antirassistisch, antisexistisch usw… Nichteindeutigkeit finde ich spannend, weil sie produktiv ist. Weil wir das eindimensionale Denken nicht gut finden, dass Menschen wissen, was richtig und was falsch ist. Sie müssen selber auf ihre Wahrheit kommen, aber wir können einen Input geben, der eben die Uneindeutigkeit und Vielschichtigkeit vorlebt. Dieses Parolenhafte, wie sich politische Bewegungen ausdrücken, stört mich sehr. Wenn z.B. alle in der Masse das gleiche rufen. Ich gehe deswegen so gut wie nie auf eine Demonstration und finde wichtig etwas dagegenzusetzen. Wenn ich früher auf Demos gegangen bin, dann meistens mit einem ironischen Zitat. In der Kunst sehe ich das genauso, eindeutige Propaganda finde ich zum kotzen. Deswegen passt Mao als unser Aushängeschild so gut, seine Sprüche waren auch sehr einfach und eindimensional. Davon müssen wir wegkommen.

: …und warum Spaß?

Ein wichtiger Aspekt von Maos Rache ist der Hedonismus. Wir wollen Spass haben, bei den Sachen, die wir tun. Es gab den legendären langen Marsch von Mao, deswegen haben wir diesen Marsch nachgespielt und sind mit unserer Musik, einem Traktor und einem Soundsystem, 30-40 Leuten und roten Fahnen durch die fränkischen Dörfer gezogen. Die meisten, die uns begegnen, sind vor allem irritiert, aber wir haben unseren Spass. Der Spass darf auf keinen Fall zu kurz kommen. Wir haben einen „Maoria“-Umzug durch Nürnberg gemacht, mit einem nachgebauten Maomobil. Mao wurde zum Zwitter mit der heiligen Maria, wir hatten eine Puppe dabei, die halb Mao, halb Maria war. Auch eine schwarze Messe haben wir veranstaltet. Die Fragen der Zuschauenden lassen wir um Raum stehen, wir erklären niemandem etwas. Das ist etwas, was für mich politische Kunst ausmacht, Nicht-Eindeutigkeit und vor den Kopf stossen und dadurch zum Nachdenken anregen.
Wir haben keine Theorie von Maos Rache.

: Wie habt ihr euch zusammengefunden?

Dadurch, dass ich Leute gefunden habe, von denen ich der Meinung war, dass sie etwas spannendes machen, dass die wiederum andere Leute hatten, die sie spannend fanden. Wir hatten gemeinsame Veranstaltungen, zu denen wir eingeladen haben, wodurch wieder neue Verbindungen entstanden sind. Auch in anderen Städten wie z.B. Leipzig, Hamburg, Berlin, München. Die Künstler haben wir eingeladen aufzulegen, etwas zu gestalten oder Vorträge zu halten.

: Wie wichtig ist euch Musik?

Anfangs ging es viel um Musik, später immer mehr um Visuelles, auch um Performance. Es gibt inzwischen immer ein Motto, zu dem gearbeitet wird. Wir spielen dann mit Codes aus dem politischen Kontext, wie das Zentralkomitee, das es natürlich nicht gibt. Das ZK verkündet manchmal die zukünftige Richtung von Maos Rache und darauf folgt in der Regel ein Gegen-Statement. Ein kollektiver Prozess. Inzwischen ist für jede Veranstaltung eine andere Person verantwortlich. Am Ende jeder Veranstaltung wird die Mao-Mütze weitergegeben und wer sie hat, macht die nächste. Dadurch ist es nochmal offener in der Dynamik geworden. Als sich einmal die Verantwortlichen nicht gerührt haben, gab es eine Intervention vom ZK, die den Tod von Maos Rache verkündet hat. Daraufhin wurde die Beerdigung von Mao organisiert, bei der 50 Mao-Mützen an der Decke hingen und jeder durfte sich eine herunterreissen. Dh. inzwischen dürfen diese 50 Leute in Nürnberg Maos Rache-Veranstaltungen durchführen. Bis jetzt funktioniert das ganz gut.

: Als Kollektiv, das sich bewusst dem Underground verschreibt, welche Impulse sind von Maos Rache ausgegangen?

Ein Seitenprojekt von Maos Rache ist der „Salon der unerfüllten Wünsche“. Da gab es eine sehr öffentlichkeitswirksame Aktion unter dem Titel „Noris ohne Mauer“. Wir haben gefordert, dass die Stadtmauer von Nürnberg abgerissen werden muss, um endlich freies Denken in die Stadt zu lassen. Mit der Idee, dass die Mauer daran schuld ist, dass in Nürnberg noch so ein provinzielles Denken herrscht sind wir auf eine Gruppe von Leuten aus Linz gestossen. Die wiederum haben um einen Aufmarsch der rechtsradikalen Identitären zu verhindern, die „Regionären“ gegründet und gefordert eine Mauer um Linz zu bauen, damit die Bauern nicht in die Stadt können. Wir haben den Regionären vorgeschlagen, dass sie die Mauer aus Nürnberg abholen können, die wir in Nürnberg abreissen wollen. Sie kamen tatsächlich. Wir hatten großes Glück mit der Pressearbeit, eine Regionalzeitung mit recht hoher Auflage hat über uns berichtet. Sie mussten die Kommentarspalten auf ihrer Website sperren, weil es so viele Hass-Botschaften von Rechtsradikalen gegen uns gab. Anscheinend hat unsere Spass-Aktion in ihren Kreisen große Wellen geschlagen. Sie haben uns als „linke Taliban“ bezeichnet – es war ein voller Erfolg.

Sonst ist Maos Rache eine Insider-Geschichte. Wir haben kein Interesse öffentlichkeitswirksame Aktionen zu machen. Für uns ist es wichtig Underground zu sein. Wir wollen nicht bekannt sein. Es ist wichtig im Untergrund Kunst zu machen und zu verbreiten, sich zu vernetzen, aber dabei nicht zu meinen, damit die Welt verändern zu können. Das ist nicht mein Ansatz. Wenn man mit Kunst und Kultur die Welt verändern will, dann nur mit vielen kleine Zellen – wie z.B. Maos Rache eine ist –, die sich als Gegenkultur verstehen und konsequent nichtkommerziell arbeiten. Linke Kunst kann nicht verkauft werden. Wenn Du Deine Kunst als politisch begreifst, machst du das als Überzeugung und nicht, weil du davon leben willst. Ich kenne viele, die deswegen einen ganz normalen Job haben und ihre Kunst ausserhalb davon machen. In dem Moment, wo du anfängst davon leben zu wollen, musst du Kompromisse eingehen, musst dich verkaufen.

: Hast du selber darüber nachgedacht von Kunst zu leben?

Nein, ich mache eine Radio-Sendung, ich organisiere Konzerte, lege auf, aber ich will nie Geld dafür. Auch wenn ich viel Zeit und Arbeit opfere, viel unterwegs bin, reise und mir Equipment selber kaufen muss, würde ich niemals eine Gage fordern. Weil es mir Spass macht und es ein Widerspruch für meine Einstellung wäre. Allerdings will ich niemanden verurteilen, der von seiner Kunst leben will. Ich habe kein Problem damit, wenn andere Gagen oder Fahrtgeld bekommen. Schwierig wird es, wenn man an seinem öffentlichen Profil arbeitet, versucht sich attraktiv darzustellen, um Akzeptanz zu finden. Gegenkultur ist mit kommerziellem Interesse nicht vereinbar. Sie ist radikal und lässt sich nicht verkaufen.

: Steht eure Arbeit im Widerspruch zur Zusammenarbeit mit schon bekannten Künstler*innen und Acts?

The Bug haben wir schon mehrfach veranstaltet, wir haben uns sehr gut verstanden. Spät am Ende einer Maos Rache-Veranstaltung hat er mir gesagt, dass es vieles, was ich aufgelegt habe, auch im Plattenkoffer hat. Das war für mich eine Ehre! Ich mag seine Sachen sehr. Inzwischen ist er aber sehr bekannt und hat Verträge mit Sponsoren, deswegen würden wir ihn nicht mehr einladen. Bekannt zu sein, ist zwar für Maos Rache kein Ausschluss-Kritierium, aber zumindest ein negatives Kriterium, weil Künstler in der Regel in der ganzen kommerziellen Mühle mitmachen müssen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Wir hatten schon öfters anfangs unbekannte Künstler spielen lassen, die wir ein paar Jahre darauf nicht mehr hätten zahlen können.

: Seit einiger Zeit gibt es in Nürnberg den „Salon der unerfüllten Wünsche“…

Der Salon der unerfüllten Wünsche ist ein Format von Maos Rache, zu dem wir Leute einladen zu einem ausgewählten Thema Vorträge zu halten. Auch hier bleiben wir uneindeutig, manchmal ist es Satire, manchmal Ernst. Z.B. hatten wir die MRX-Maschine von Luise Meier, die die Inhalte von Marx zu seinem zweihundertstem Geburtstag mit aktuellen Diskussionen verbindet. Vor kurzem hatten Alexander Pehlemann da, der über Punk im Warschauer Pakt referiert hat. Tina von Haut hat als angebliche Wissenschaftlerin die Tiere auf unserer Haut präsentiert. Die Czentrifuga war in Nürnberg. Auch Klangkunst oder queere Musik aus Südafrika waren Themen. Aber wir würden nie eine Veranstaltung zu tagespolitischen Themen machen.

: Welchen anderen Gruppen steht ihr nahe?

Die Kollektive in Liverpool, zu denen wir zusammen mit der Czentrifuga für ein Festival eingeladen waren, natürlich das Pappsatt-Kollektiv, die Leute in Leipzig, die das Zonic machen, ein Magazin aus der DDR, das seit 25 Jahren die Underground-Szenen in Osteuropa beleuchtet… Das Hinterland in München, ein Magazin des bayrischen Flüchtlingsrats, mit deren Kunst-Verantwortlichen stehen wir in Verbindung… Dieses Netzwerk ist uns sehr wichtig.

: Nach welchen Kriterien sucht Maos Rache Orte für Veranstaltungen und Aktionen?

Wir sind vor allem in Mittelfranken aktiv und laden hierher ein. Was wir machen, funktioniert auch nur hier. Wir haben keinen Internetauftritt, es geht uns darum, direkt in Kontakt miteinander zu stehen, live dabei zu sein, es mitzuerleben. Wir wollen unsere Aktionen nicht medial präsentieren. Wir arbeiten da wo wir leben, wer dabei ist, ist dabei. Bisher gab es noch keine Form der Dokumentation. Wenn Punk im Museum ist, ist Punk tot. Als Maos Rache ist es nicht unser Ziel ausgestellt zu werden, obwohl sehr tolle Arbeiten entstanden sind, bei denen es vielleicht schade ist. Wer weiss… Ob wir diesen Schritt noch gehen, müssen wir zusammen diskutieren.

Wir sind Exoten und Aussenseiter in Nürnberg. Der Vorteil an Nürnberg ist die Größe der Stadt. Wäre sie kleiner, gäbe es nicht so viele Kreative, wenn sie größer wäre, würden sie sich verlaufen und vielleicht nicht miteinander in Kontakt stehen. In Berlin könnte ich mir Maos Rache nicht vorstellen, in einer Kleinstadt auch nicht. Bestimmt fordert die läge im konservativen Bayern einen heraus, sich gegen die Gesellschaft zu stellen, und Nürnberg ist zumindest etwas liberaler als der Rest Bayerns. Wir haben so einige verquere Gesetzte, z.B. mehrere Tage im Jahr, an denen es verboten ist, in der Öffentlichkeit zu tanzen. In Berlin unvorstellbar. Natürlich ist das ein lächerliches Beispiel im Verhältnis zu anderen repressiven Gesetzen, aber es zeigt trotzdem den Geist, der hier unterwegs ist. Damit kommt man schnell in die Rolle des Radikalen und des Aussenseiters. Aber auch das ist kein Automatismus, die meisten passen sich ja trotzdem an.

: Ist Radikalität für manche Künstler*innen nur ein Image oder Markenzeichen?

Wer aus kommerziellen Gründen Kompromisse eingeht und sich verkauft ist für mich ganz klar kein linker Künstler mehr. Da habe ich eine klare Position. Lieber Läden schliessen lassen und wieder illegale Partys veranstalten, als sich von staatlichen Institutionen oder Sponsoren abhängig machen zu lassen. Oder man sagt, wir sind eine Subkultur, wir streben nach dem Mainstream, aber haben es nur noch nicht dorthin geschafft. Oder wir wollen unter dem Radar bleiben und zumindest das Geld abgreifen. Aber das ist nicht mein Ansatz. Gegenkultur heisst, sich konsequent nicht zu verkaufen.