Wenn in Italien Häuser besetzt oder Soziale Zentren eröffnet werden, ist es üblich, dass Graffiti-Sprüher oder andere Künstler*innen eingeladen werden, um die Fassade, die Höfe oder Innenräume zu gestalten. Zwischen den künstlerischen und politischen Bewegungen gibt es engere Verbindungen als z. B. in Deutschland. Künstler wie Blu, der inzwischen international für seine Wandbilder bekannt ist, kommen aus dem Umfeld dieser Zentren.

Zwischen Künstlerinnen aus Deutschland und Italien gibt es inzwischen einen regen Austausch. Immer wieder kommen Maler*innen aus Berlin nach Italien, übernachten dort in den Sozialen Zentren oder besetzen Häuser und hinterlassen dort zusammen mit den italienischen Genoss*innen ihre Bilder.

Im Sommer 2010 z. B. luden Künstler aus Mailand und Como ins neu besetzte Zentrum »La Bottiglieria« im Zentrum Mailands ein, um dort mit ihnen gemeinsam die kompletten Fassaden im Innenhof zu malen. Zwei Gruppen aus Berlin waren dort unabhängig voneinander mit wenigen Wochen Abstand zum Malen. Das riesige Haus sah danach aus wie eine gelungene Ausstellung in Räumen, die kollektiv genutzt und mit Herzblut bemalt wurden. Das Zentrum gab laut Selbstdarstellung knapp 50 Leuten, einem Haufen Hunde, einer kollektiven Küche, einem Umsonst-Buchladen, einem Repair-Shop, einem Internet-Radio, einem Kino, einem Büro und einer Bar ein Zuhause.

In einer Stadt, in der sich normalerweise kaum jemand die Mieten leisten kann, sind Hausbesetzungen ein wichtiges Mittel, um nichtkommerzielle Kultur am Leben zu halten.

Fotos: RYC; Tilf.