Im Mai 2015 organisierte kollektiv orangotango in der Hafenstraße in St. Pauli mit gut zehn Aktivist*innen der Geflüchteten Gruppe »Lampedusa in Hamburg« einen wöchentlichen Streetart-Workshop. Kollektiv orangotango und die Refugees kamen ins Gespräch, sie beratschlagten zusammen über Motive und Slogans, machten unzählige Skizzen, besorgten Streichfarben, Farbroller und Pinsel und suchten nach passenden Wänden, um ihre Entwürfe in der Öffentlichkeit sichtbar werden zu lassen. Durch die kurzen Wege im Umfeld der ehemals besetzten Hafenstraßenhäuser und weil das Anliegen der Gruppe von vielen St. Paulianer*innen geteilt wurde, klappte es relativ schnell, Genehmigungen für prominente Häuserwände und Fassaden zu erhalten.
Nachdem die EU im Sommer 2015 ihre Abschottung durch die Grenzschutzagentur Frontex anstelle von Seenotrettung vorantrieb und Hunderte von Geflüchteten ertranken, entstand das erste Wandbild »Fähren statt Frontex«. In der Folge wurde der unmissverständliche Slogan »Freedom of Movement« hoch über der Hafenkulisse angebracht, um klarzumachen, dass Bewegungsfreiheit nicht nur für Waren, sondern zuallererst für Menschen zu gelten hat – eine Forderung, die für die Geflüchteten-Proteste wie z.B. die No-Border-Camps Anfang der 2000er-Jahre zentral war. Dann folgte eine kleinere Bemalung mit dem Slogan »Nous sommes tous égaux!« (Wir sind alle gleich / Wir haben alle gleiche Rechte). Das nächste Mal entstand ein buntes Patchwork, um die Aufmerksamkeit auf die Forderungen zu lenken: »Lampedusa in Hamburg – We are here to stay« und »Arbeitserlaubnis für alle!«
Mit den Bemalungen knüpften kollektiv orangotango an die traditionsreichen Fassadenbilder der Hafenstraßenhäuser an und nutzten sie für aktuelle soziale Kämpfe. Alle bisherigen Wandbilder befinden sich in dem Areal zwischen der Bernhard-Nocht-Straße und dem Pinnasberg, aber es werden hoffentlich noch mehr.