Das »anarcha-queer-feministische Hausprojekt« Liebigstraße 34 direkt am sogenannten Dorfplatz in Friedrichshain war eines der wenigen explizit genderpolitisch orientierten Hausprojekte in Berlin. Hier lebten knapp 40 Menschen aus verschiedensten Ländern mit allerlei Gender-Identitäten, allerdings bewusst keine Cis-Männer, d.h. Männer die sich mit ihrer biologischen Geschlechtszuweisung identifizieren. Mit diesem Anspruch sollte ein Raum gestaltet werden, der kollektiv und möglichst frei von Macht und Privilegien ist, die Männer woanders in der Gesellschaft haben. Die Bewohner*innen haben immer betont, dass in ihrem Haus – im Gegensatz zum regulären Wohnungsmarkt – Menschen unabhängig von ihrer finanziellen Lage oder von ihrem rechtlichen Aufenthaltsstatus einen Platz finden können.
Das Eckhaus direkt an der Rigaer Straße wurde kurz nach dem Mauerfall besetzt, im Erdgeschoss befand sich die Kneipe XBLiebig, in der Essen und Getränke zum Selbstkostenpreis angeboten wurden. Daneben der Infoladen Daneben, in dem es Bücher, Zeitschriften und weiteres politisches Informationsmaterial zum Lesen und Mitnehmen gab.
Bei der Räumung im Herbst 2020 waren 5.000 Beamt*innen im Einsatz, darunter 19 Hundertschaften aus anderen Bundesländern. Bereits einen Tag vorher waren die umliegenden Straßen abgesperrt und zur »Roten Zone« erklärt worden, um Gegenproteste zu verhindern. Um die Profitinteressen des Hauseigentümers, des berüchtigten Berliner Immobilienspekulanten Gijora Padovicz, durchzusetzen, hat Berlin einen weiteren nichtkommerziellen, selbstverwalteten Raum verloren. 40 Bewohner*innen landeten auf der Straße. Am Abend nach der Räumung zog eine Demonstration mit 2.000 Unterstützer*innen durch Berlin-Mitte, es kam zu heftigen Auseinandersetzungen.
Fotos: RYC, SAM Crew, Umbruch Bildarchiv.