Karte „Orte und Konflikte profitorientierter und unkommerzieller Stadtgestaltung in Kreuzberg 36“
aktualisierte Auflage 01/2018

Format: DinA2, gefaltet
kostenlos verteilt in Berlin-Kreuzberg

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Die erste Version der Karte ist im Rahmen mehrerer Workshops mit Orangotango, Memfarado und der Jugendgruppe von Kotti & Co zwischen 2013 und 2014 entstanden. Für das Album »Ungerächte Welt« von PTK wurde die Karte Anfang 2017 aktualisiert. Dabei wurde deutlich, dass in den Jahren dazwischen die Verdrängungs- und Aufwertungsprozesse in Kreuzberg weiter vorangetrieben wurden. Jeden Tag werden Menschen in Berlin zwangsgeräumt oder müssen ihre Wohnung verlassen. Mit Kiezversammlungen und Protestaktionen organisiert und wehrt sich aber auch zunehmend eine solidarische Nachbarschaft gegen diese Prozesse. Und erfolgreicher Protest etwa gegen die Verdrängung von Kleingewerbe zeigt, dass sich Widerstand und Vernetzung lohnen. Generell erhebt die Karte keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern spiegelt lediglich das gemeinsam zusammengetragene Wissen der Teilnehmer_innen der Workshops wider. Außerdem sei darauf verwiesen, dass Karten niemals eine neutrale Abbildung der Wirklichkeit sind und die vorliegende Kiezkartierung nur eine von vielen möglichen Sichtweisen darstellt. Zusätzlich wurde mit dem Kollektiv Pappsatt­ im Sommer 2014 ein Wandbild an der Manteuffel-/Naunynstraße gestaltet, das einige der kartierten Orte und Prozesse visualisiert.

Beschreibung

Die Auswüchse kapitalistischer Stadtgestaltung mischen Kreuzberg in Form der Gentrifizierung seit einigen Jahren kräftig auf. Der traditionelle Arbeiterbezirk, der jahrzehntelang eine isolierte Randlage in Westberlin hatte und aufgrund seiner günstigen Bausubstanz stark durch Menschen mit geringem Einkommen, Migrant_innen­­ und die linke Szene geprägt war, galt jahrelang als unattraktiv für immobilienwirtschaftliche Verwertungsinteressen und wohlhabende Berliner_innen. Nach dem Fall der Mauer­ befand sich Kreuzberg jedoch plötzlich im Zentrum der Stadt und rückte somit in den Fokus von nationalen und internationalen Immobilien­spekulant_innen. Spätestens seit dem Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 und dem damit verbundenen run auf das sogenannte Betongold als krisensichere Kapitalanlage, machte sich das gestiegene Interesse an der Verwertung des Bezirks bemerkbar.

Prozesse wie Luxussanierungen, die Umwandlung von Miet- in Ferien­- und Eigentumswohnungen, Mietpreissteigerungen und Zwangsräumungen führen seit einigen Jahren zur Verdrängung und dem Austausch der lokalen Bevölkerung. Allerdings verfügt Kreuzberg auch über ein hohes Potenzial an aktiven und widerständigen Bewohner_innen. Sie tragen ihren Protest und Unmut gegen solche Entwicklungen auf die Straße und stellen diesen alternative Modelle gesellschaftlichen Zusammenlebens entgegen.

Die vorliegende Karte stellt einerseits Aufwertungs- und Verdrängungs­prozesse dar, die in den letzten Jahren zu einer zunehmenden sozialräumlichen Umstrukturierung Kreuzbergs geführt haben. Andererseits werden aber auch stadtpolitische Kämpfe und deren Erfolge und Niederlagen­ sowie gelebte Beispiele einer Stadtgestaltung aufzeigt, die abseits der sonst vorherrschenden Profit- und Verwertungslogik funktionieren. Darüber hinaus soll die Karte zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik anregen und Betroffenen Informationen liefern wo sie Unterstützung erhalten und/oder­­­ sich für ein »Recht auf Stadt« für alle engagieren können.

Die digitale Version dieser Karte gibt es als Download unter:
www.orangotango.info
Anregungen, Kritik und Fragen bitte an:
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