Am 7.12.2014 haben Kunst- und Stadtinitiativen das Dragoner Areal in Berlin-Kreuzberg temporär besetzt und als Dauerausstellung der Öffentlichkeit freigegeben. Das Areal ist von Privatisierung und Luxusbebauung bedroht.
Die Ausstellung ist partizipativ, das heißt sie lebt langfristig von Eurer aktiven Teilnahme!
Bitte nehmt Rücksicht auf die verbliebenen Mieterinnen und andere Nutzerinnen des Geländes!
Ein Teil der Gebäude ist denkmalgeschützt. Auch das bitten wir zu respektieren.
Die Ausstellung ist ab heute durchgängig geöffnet: Mehringdamm 20–28, U-Bhf. Mehringdamm
Info
„Heute, am 07.12.2014, besetzen wir im Rahmen der diesjährigen Reclaim Your City-Ausstellung temporär ein Häuschen auf dem Dragoner Areal in Kreuzberg. Dieses Areal soll an den Meistbietenden verkauft werden. Ein privater Investor bietet 36 Millionen – aber noch ist der Kauf nicht abgewickelt, denn eigentlich gehört dieses Grundstück der BImA, also dem Bund. Es bedarf noch der Zustimmung weiterer Ausschüsse und dies ist der Moment wo wir sagen: Bei euch piepts wohl! Mal ganz davon abgesehen, dass Land eigentlich überhaupt keine Ware ist, weil es ja auch von niemandem hergestellt wird – dieses spezielle Stück Land ist in öffentlicher Hand und es ist schon lange überfällig, dass wir uns nicht weiter mit leeren Worten abspeisen lassen wenn es um Mietenpolitik und Verdrängung geht.
Wir schreiten zur Tat: Wir wollen hier ein Modellprojekt für eine Stadt von unten! Sozial und Selbst-bestimmt! Zu 100%!
Mit Modellprojekt meinen wir, dass wir hier etwas bauen wollen, dass eine Keimzelle ist, die wächst… Im Kontext der Gentrifizierungsdebatte setzen wir uns natürlich auch damit auseinander, dass eine der Funktionen von Künstler*innen in der kapitalistischen Stadt die ersten Schritte der Aufwertung urbaner Räume sind. Deshalb haben wir rein dekorative Formen unserer Kunst und Perspektiven in unserem Konzept für dieses Areal außen vor gelassen. Stattdessen wollen wir uns auf Inhalt und klare politische Aussagen besinnen. Das bedeutet gerade für Graffiti in Berlin ein ganz klares: Back to the roots!
An Investoren, die ihre Profitkultur mit einem Feigenblatt aus Kunst tarnen wollen, schicken wir damit ein dickes FUCK YOU – das was an einem Werk Kunst ist, ist das was sich nicht verwerten lässt. So viel dazu. Ansonsten: schön das DU da bist: Wir heißen dich herzlich willkommen… viel Spaß beim stöbern auf dem Areal, dem entdecken offen sichtlicher und versteckter Werke und lasst euch das Essen schmecken…
Das sogenannte Dragoner Areal gehört im Moment noch dem Bund – also uns allen – und soll zum Höchstpreis verkauft werden. Das Verkaufsverfahren wird durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) durchgeführt, deren alleinige Aufgabe es ist, Bundesimmobilien höchstbietend zu veräußern.
Diese Politik verstärkt die allgemeine Entwicklung des enormen Mietpreisanstiegs und von Verdrängung in Berlin. Das aktuelle Höchstgebot für das Dragoner Areal beträgt 36 Millionen Euro. Der Projektentwickler Arne Piepgras plant hier hochpreisiges Gewerbe, garniert mit kultureller Nutzung in den denkmalgeschützten Gebäuden. Kunst wird in diesem Projekt als Feigenblatt benutzt, um eine notwendig an hohe Renditeerwartungen geknüpfte Projektentwicklung politisch zu legitimieren. Das Höchstbieterverfahren setzt hier im Vorhinein ökonomische Rahmenbedingungen, die eine wirkliche Beteiligung der Öffentlichkeit an der Entwicklung und Mitbestimmung über die zukünftige Nutzung unmöglich machen.
Schon im ersten Versuch der BImA (2013) das Areal höchst-bietend zu versteigern, musste sich der Investor zurück ziehen, da besorgte AnwohnerInnen hier Druck auf Bezirk und Investor aufbauten und dabei vor Allem bezahlbare Mieten gefordert hatten.
Auch im jetzigen Bieterverfahren hatten betroffene Mieter*innen und stadtpolitische Gruppen wie die IG GROKA oder das Bündnis Stadt von Unten erfolgreich Druck aufbauen können. Das BImA-Gesetz steht bundesweit in der Kritik. In Berlin wird eine Kommunalisierung bundeseigener Immobilien diskutiert. Um hier nun wirklich bezahlbare Wohn- und Arbeitsräume durchzusetzen: Aneignung jetzt.“