keine meine deine seine eine reine feine kleine teure verkaufsausstellung
fine meets fuck / fuck meets fine / nehmn wir uns die stadt zurück?!
egal was wir tun – we do gentrification
01.12.2016 / KURFÜRSTENSTR. 145 / 18 h
neowestberlinlove
ursprüngliche Pressemitteilung (November 2016)
Berlin. Am 01.12.2016 um 18.00Uhr feiert die Gruppenausstellung mit dem Titel „RYC and Bimer and Friends“ ihre Vernissage; und läutet damit den Auftakt zu einer zweiwöchigen Ausstellung in der Kurfürstenstraße 145 (NeoWestBerlinLove) ein.
Unter dem Motto FuckArt meets FineArt sollen in prozessualem, gemeinsamem Ausstellungsaufbau die traditionellen und zum Teil starren Grenzen der jeweiligen Szenen aufgebrochen werden. Dabei zeigen etablierte Künstlerinnen ihre Arbeiten neben bzw. gemeinsam mit denjenigen die im klassischen Sinne der Sub- oder Untergrundszene zuzuordnen sind. Dieses neue Ausstellungskonzept, welches auf Kuratoren und herkömmliches Galeriepersonal bewusst verzichtet und dabei dennoch mehr als eine Produzentengalerie ist, will eben diese Zuordnungen und Grenzziehungen zwischen anerkannter FineArt und sich zunehmend selbst marginalisierender FuckArt thematisieren. Neben der Ermöglichung neuer Synergien und den Begegnungen zwischen den Künstlerinnen sollen aber auch bewusst verschiedene Besucherklientels angesprochen werden. Über diese Konfrontation, der sonst bewusst von einander getrennten „Welten“, soll ein kritischer Austausch über den vorherrschenden Kunstbegriff angeregt werden und möglicherweise eine Reformulierung als Forderung nach sich ziehen. Fragen wie: Was ist Kunst? Was soll sie leisten? Wozu brauchen wir Kunst? etc. stehen begleitend im Hintergrund und
werden zwischen den Zeilen immer wieder aufgegriffen.
Der grenzüberschreitende und konfrontative Gedanke spiegelt sich auch in der Wahl des Ortes wieder: Zwischen den fußläufig entfernten Top Galerien, mitten auf dem Schöneberger Straßenstrich, vereint der ehemalige Getränkehandel in der Kurfürstenstraße, heute NeoWestBerlinLove, eben diese zwei Pole die sich zwischen Fuck… und Fine… bewegen und so die Brücke zwischen dem einen als auch dem anderen Strich schlägt.
Flugblatt zur verhinderten Ausstellung (1.12.2016)
Dynamik als Reaktion
Wir bereiten seit drei Monaten eine Gruppenausstellung vor, die mehr als 50 Einzelkünstler und mehrere Künstlerkollektive versammelt hat. Wir hatten einen Ort an dem diese groß angelegte Ausstellung hätte stattfinden sollen, doch wegen bürokratischer Richtlinien und spekulativer Nachlässigkeit wurden die Schlösser des Ausstellungsraumes ausgetauscht und nun stehen wir vor verschlossenen Türen.
Die Ausstellung war als gemeinschaftlich, prozessuales Projekt angelegt, ohne kuratierte Auswahl von Kunst und Künstler*innen, ohne Zensur und Bewertung. Trotz Skepsis aus verschiedenen Reihen kamen Künstler aus FineArt und FuckArt in der Kurfürstenstraße zusammen und schienen ebenso an einem Aufbrechen der geschlossenen Szenen interessiert zu sein.
Dass dies alles an einem Ort stattfand, der stadtpolitisch nicht nur momentan sondern schon seit längerem große Aufmerksamkeit erfährt, liegt auf der Hand; die Kurfürstenstraße ist kein beliebiger Ort. Gentrifizierung und Sexarbeit sind allgegenwärtig – und dennoch; wir brauchten einen Ort, doch wo findet man diesen noch, wo sucht man ihn in dieser Stadt?! Wo kann man Kunst machen, Kunst zeigen, ohne institutionelle Einengung, ohne vierstelliges Startkapital und ohne unfreiwillig einen Beitrag zur kapitalistischen Aufwertungsmaschinerie zu liefern? Wie steht es aktuell um die selbstorganisierten Kunst und Kulturräume in Berlin? Hält die Stadt das Versprechen Freier Kunst und Kultur Produktion ein oder wird es in naher Zukunft wie bereits in London, NewYork oder Paris tatsächlich nur noch ein Mythos sein?
Wir stehen hier, weil wir es wollen und weiterhin werden: „hinter“ und „vor“ unserer Kunst. Sie braucht einen Platz um gesehen zu werden und wir geben ihr ihn. „Verschlossene Türen“ Kein Selbstmitleid, Keine Opferrollen.“ Freunde laden Freunde ein und bringen Kunst und Künstler mit!
Wir gehen zur Neuen National Galerie, dem Symbol für überdimensioniertem, hoch subventioniertem Umbau und gemeinschaftlich toleriertem Leerstand. Heute ist der Platz für unsere Kunst noch die Straße – doch morgen wollen wir mehr. Die Kunst ist der „Forder“ Grund.
Das Geld ist tot.